Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal wirklich geschlafen habe. Nicht dieses flüchtige Dösen, das man sich in den Pausen zwischen zwei Einsätzen gönnt, sondern richtigen, tiefen Schlaf – den, bei dem der Körper endlich abschaltet und der Geist sich nicht mehr um die Schatten an der Wand schert. Aber als FBI Special Agent Jesse Trevellian ist Schlaf ein Luxus, für den man irgendwann das Gefühl verliert. In New York City, wo der Asphalt nie ganz abkühlt und die Sirenen nie ganz verstummen, ist das ohnehin eine Illusion. Es war einer dieser grauen, feuchten Frühlingstage, an denen die Stadt wie in Watte gepackt scheint, als mich das Telefon aus meinem Halbschlaf riss. Die Nummer auf dem Display war nicht gespeichert, aber ich wusste, wer dran war, bevor ich abhob. Milo Tucker. Mein Partner, mein Freund, der Mann mit dem sechsten Sinn für Ärger. „Jesse, du bist wach?“ „War ich jemals was anderes? Was gibt’s, Milo?“ „Wir haben einen Toten in Brooklyn. Sieht nach Hinrichtung aus. Der Chief will dich sofort am Tatort sehen.“
